Original Dresdner Christstollen®

Die Historie des Dresdner Christstollens®

Die Tradition, in Dresden Christstollen zu backen, ist schon sehr, sehr alt. Der Weg dieses edlen Weihnachtsgebäcks läßt sich bis um das Jahr 1400 zurückverfolgen. Erstmals wird der Stollen 1474 auf der Rechnung des christlichen Bartholomäus-Hospitals an den Dresdener Hof als Fastengebäck erwähnt. Mit »Strutzel« oder »Striezel« bezeichnete man im mittelhochdeutschen Wortschatz ein Hefegebäck in länglicher, teils auch geflochtener Form. Wahrscheinlich sollte es an das in Windeln gewickelte Kind der christlichen Weihnachtsgeschichte erinnern. In einigen sächsischen Städten wurde dieses »Christbrot« wegen seines wulstartigen Körpers auch »Stollen« oder »Stolle« genannt. Der Stollen unterstand dem kirchlichen Dogma, welches u.a. verbot, Butter und Milch zum Backen zu verwenden. So bestand das Gebäck lediglich aus Mehl, Hefe und Wasser und dementsprechend war auch der Geschmack.

Daher wandten sich im Jahr 1470 Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder Albrecht an Papst Innozenz der VIII. mit der Bitte, das Butterverbot aufzuheben. Der Heilige Vater verfasste den sogenannten „Butterbrief“, welcher erlaubte, auch Butter, Milch und feine Zutaten wie Rosinen, Mandeln und Früchte für Stollen bei Zahlung einer Buße zu verwenden. Um 1500 wurden in Dresden bereits Christbrote auf dem Striezelmarkt verkauft. Ab 1560 übergaben die Stollenbäcker ihrem Landesherrn zum heiligen Fest ein oder zwei Weihnachtsstollen von 36 Pfund Gewicht. Acht Meister und acht Gesellen trugen ihn zum Schloß. Dieser Brauch wurde lange Zeit fortgesetzt. Mit der Zeit wurden die Backzutaten verfeinert und das Rezept von Generation zu Generation weitergegeben. Noch heute bewahren Bäcker und Heimbäcker ihre Rezeptur. Seit 1617 ist der Stollen fester Bestandteil des Christfestes.

Dresdner Stollenmesser im Etui mit Flyer

Der Riesenstollen des Zeithainer Lustlagers und das Dresdner Stollenmesser

Doch 1730 übertraf August (II.) der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen mit seinem Auftrag alle bisherigen Stollengewichte. Anläßlich des Zeithainer Lustlagers ließ er von der Bäckerzunft Dresdens einen Riesenstollen backen. Der Dresdner Bäckermeister Zacharias präsentierte als Höhepunkt der weltlichen Lustbarkeit einen fast 1,8 Tonnen schweren Riesenstollen. Dieser war von 100 Bäckermeistern und Bäckergehilfen in einwöchiger Arbeit vorbereitet worden. Gebacken wurde er in einem eigens vom Hofbaumeister Pöppelmann errichteten Ofen.

In einem feierlichen Konvoi wurde der Stollen von acht Pferden an den Tisch des Königs gezogen. Das Stollenmesser, mit dem der Riesenstollen angeschnitten wurde, war etwa 1,60 m lang und eigens zu diesem Fest entworfen und angefertigt worden. Traditionsgemäß wird heute eine Nachbildung des Originals zum Anschnitt verwendet. An dieses Ereignis knüpft das alljährlich am Vorabend des 2. Advent in Dresden stattfindende Stollenfest an. Seit den neunziger Jahren gehört das Stollenfest zum Programm des Dresdner Striezelmarktes und ist sogleich sein Höhepunkt.

Der Dresdner Riesenstollen
Dresdner Stollenfest

Das Dresdner Stollenfest und das Stollenmädchen

Dafür backen Mitglieder des Schutzverbandes Dresdner Stollen e.V. am Sonnabend vor dem zweiten Advent einen ca. 3.000 kg schweren Riesenstollen. Nach einem Umzug durch die Altstadt schneidet dann ein Bäckermeister den „Riesenstollen“ mit dem 1,60 m langen und 12 kg schweren Stollenmesser an, wobei ihm das Dresdner Stollenmädchen mit viel Charme und Fachwissen assistiert. Dem Oberbürgermeister obliegt es, das erste Stück zu verkosten, um den Stollen dann zum Verkauf freizugeben. In vielen Tausend Portionen

zerteilt, wird das traditionelle Gebäck für einen guten Zweck verkauft. Das Ehrenamt des Stollenmädchens wird alljährlich im November einer Auszubildenden des dritten Lehrjahres der angehenden Bäckerinnen, Konditorinnen oder Fachverkäuferinnen vom Schutzverband Dresdner Stollen e.V. verliehen. Das Stollenmädchen gibt den Startschuss zum Backen des Riesenstollens, eröffnet das Stollenfest und ist charmante Repräsentantin des Dresdner Stollens auf Festen und touristischen Veranstaltungen.

 

Der Schutzverband Dresdner Stollen e.V. und das Stollensiegel

Der Schutzverband Dresdner Stollen e.V. wurde 1991 gegründet. Er garantiert dem Verbraucher durch ein Qualitätszertifikat, ein ovales Siegel mit betriebsindividueller Kennzeichnung und dem Text Dresdner Stollen Schutzverband e.V., die geprüfte, gleichbleibende und hohe Qualität des köstlichen Dresdner Stollens. Der Schutzverband vertritt die Interessen von rund 150 Bäckereien und Konditoreien aus dem Großraum Dresden und nimmt den Schutz des Dresdner Stollens als Markenprodukt und geographische Herkunftsbezeichnung wahr. Der Käufer kann durch das Qualitätssiegel und der darauf befindlichen Kontrollnummer eindeutig Herkunft und Güte des traditionsreichen Weihnachtsgebäcks erkennen. Dresdner Stollen® ist eine eingetragene Kollektivmarke des Schutzverbandes Dresdner Stollen e.V.

Seit 2010 wird der Dresdner Stollen® auch EU-weit durch ein besonderes Gütezeichen geschützt. Seither kann er sich mit dem Siegel g.g.A. (geschützte geografische Angabe) schmücken. Bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurde der Stollen, eingelötet in verzinnte Blechschachteln, in alle Welt versandt. Der Dresdner Christstollen® wird in seiner jetzigen Qualität allerdings erst seit diesem Jahrhundert gebacken und erreicht weltweite Berühmtheit. Es werden ausschließlich hochwertige, edle Rohstoffe, erlesene Zutaten, natürliche Aromastoffe und exotische Gewürze verarbeitet. Auch wenn es ein Grundrezept gibt, hat doch jeder Stollenbäcker sein vererbtes Familiengeheimnis. Kenner bestellen schon seit Jahren bei traditionsreichen Dresdner Bäckereien und Konditoreien.

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